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Kiesindustrie am Niederrhein hat Vertrauen längst verspielt

25.11.2010

Bürgermeister empört über Zynismus der „Gemeinsamen Erklärung"

Die Reaktion auf die gestern veröffentlichte „Gemeinsame Erklärung" der Kiesindustrie zur Rettung ihres ramponierten Rufs ließ nicht lange auf sich warten. „Wie es in Wahrheit um die Vertrauenswürdigkeit und Glaubwürdigkeit der niederrheinischen Kiesindustrie bestellt ist, kann man in Kamp-Lintfort und Umgebung sehr gut überprüfen", ärgert sich Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt, der seit einigen Jahren mit der niederrheinischen Kiesindustrie im Clinch liegt. Dabei sind es nicht allein die zahlreichen Löcher rund um die KWA oder im Süden der Stadt, die den Niederrhein an diesen Stellen zum Teil zu einem häßlichen „Schweizer Käse" machen und die den Bürgerinnen und Bürgern seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge sind.
Viel schlimmer sei, dass der Auskiesungsvandalismus ohne Rücksicht auf die betroffenen Kommunen nicht nur in Kamp-Lintfort, sondern am ganzen Niederrhein mindestens die nächsten 50 Jahre weitergehe. „Die Gier der Auskieser nach weiteren Flächen scheint unstillbar. Ein schlimmes Beispiel ist das Rossenrayer Feld unmittelbar an der Nordtangente, einer der Hauptzufahrtstraßen in die Stadt". Mit allen Mitteln habe sich die Stadt im Jahre 1999 dagegen gewehrt, dass hier infolge der Auskiesung eine Wasserfläche von über 90 ha entstehen sollte. „Wir brauchten nicht noch mehr häßliche Baggerlöcher in der Stadt, sondern gerade an dieser interessanten Stelle hätten wir in der Erweiterung des florierenden Gewerbegebietes Kamperbruch-Nord weitere Flächen zur Schaffung von Arbeitsplätzen nötig gehabt", so der Bürgermeister. „Am Ende waren wir sogar froh über den Kompromiss, dass das Baggerloch jetzt nur halb so groß werden sollte und wenigstens eine Teilfläche für Gewerbeansiedlung zur Verfügung stehen sollte." Aber selbst daraus wurde nichts.

„Kies-Raubbau verhindert sogar die Schaffung von Arbeitsplätzen"

„Leider haben sich die Kiesunternehmen, die von der großzügigen Landesplanung und Bundesgesetzgebung profitieren, an keine der Absprachen zur Nutzung der Flächen gehalten", so Landscheidt. Ganz im Gegenteil, keine der gemachten Zusagen sei bis heute, zehn Jahre später, eingehalten worden. Eine Großansiedlung einer Produktionsfirma mit mehreren hundert Arbeitsplätzen konnte hier nicht stattfinden. Seit Jahren liege man mit den Auskiesern vor Gericht. Inzwischen betreibt eines der beteiligten Kies-Unternehmen, RLG Kölbl Rohstoff GmbH sogar ein Enteignungsverfahren gegen die Stadt Kamp-Lintfort, um an ein städtisches Grundstück zu kommen. Der Gesetzgeber müsse endlich handeln, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Es könne nicht sein, dass am Niederrhein über Jahrzehnte die Landschaft verschandelt werde, um den hier gewonnen Kies mit „hohen Gewinnmargen in die Niederlande zu schaffen.

„Gemeinsame Erklärung" verhöhnt die vom Kiesabbau Betroffenen

Vor diesem Hintergrund müsse es auf die Verantwortlichen von Rat und Verwaltung wie auf die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Kamp-Lintfort wie der „glatte Hohn" wirken, wenn der Chef-Lobbyist der Kiesindustrie und Initiator der „Gemeinsamen Erklärung", Michael Schulz, von „Verlässlichkeit, konstruktiver Zusammenarbeit und Partnerschaft" spreche.
Bürgermeister Dr. Landscheidt: „ Als verantwortlicher Geschäftsführer einer der im Rossenrayer Feld tätigen Auskiesungsfirmen, der Firma Hülskens aus Wesel, praktiziert sein Unternehmen seit Jahren das Gegenteil von dem, wofür er als Kies-Lobbyist wirbt."

 

 

 

 

 

(Presseinformation der Stadt Kamp-Lintfort vom 25.11.2010, www.kamp-lintfort.de)

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