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"Kamp-Lintfort ist ein sicherer Hafen"

03.03.2022

Liebe Kamp-Lintforterinnen und Kamp-Lintforter.

liebe Gäste,

Danke, dass Sie heute zum Rathaus von Kamp-Lintfort auf den Karl-Flügel Platz gekommen sind, um Solidarität zu bekunden mit den Menschen in der Ukraine und um für Frieden in Freiheit zu demonstrieren und zu beten.

Heute vor genau sechs Tagen hat der russische Präsident Putin allein zur Sicherung seiner brutalen Diktatur kühl und berechnend und ohne jeden Anlass, seine Nachbarn, die Ukrainer überfallen, die sein eigenes Volk, die Russen, aus guten, historischen Gründen als „Brudervolk“ bezeichnen. Welch ein Zynismus!

Er hat in diesen sechs Tagen unermessliches Leid und Tod, Vertreibung und Flucht über 100.000e von Menschen gebracht und wird schon deswegen als einer der größten Kriegsverbrecher des 21. Jahrhunderts in die Geschichte eingehen.

In dieser Stunde sind unsere Gedanken, unsere Sorgen und unsere Anteilnahme bei den vielen Opfern.

Ja, wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, den Opfern zu helfen, ganz konkret heißt das zum Beispiel, Kamp-Lintfort wird ein „sicherer Hafen“ sein und auch die Menschen in unserer Stadt werden Vertriebene aufnehmen, werden helfen, werden spenden.

Ich bin sehr dankbar für die vielen persönlichen Hilfsangebote, die ich schon jetzt bekommen habe. Und so wie wir, werden es viele andere Städte in NRW, in Deutschland, in Europa und in der Welt ebenfalls tun.

Aber mindestens genauso wichtig wie die konkreten aktuellen Hilfen und die unglaubliche Solidarität für das ukrainische Volk ist der Weckruf, den ihr Leid und ihre Opfer in der freien Welt verursacht haben.

Die Fratze des Bösen, ein Krieg mitten in Europa, dessen Ausmaß heute Abend noch gar nicht abzusehen ist, hat uns allen die Augen geöffnet.

Sie lehrt uns, dass es nichts Wichtigeres gibt als Frieden in Freiheit.

Sie lehrt uns,

·      dass man dafür etwas tun muss

·      dass man jetzt auch auf manches wird verzichten und

·      im schlimmsten Falle dafür wird kämpfen müssen

Sie lehrt uns, dass es wichtigeres im Leben gibt als unbegrenztes Wachstum und bequemen Wohlstand.

Und mich persönlich hat sie in diesen Tagen auch etwas gelehrt, wenn ich das zum Schluss sagen darf.

Faszination und Selbstzweifel.

Faszination vor dem unglaublichen Mut der ukrainischen Bevölkerung, der ukrainischen Soldaten und der politischen Verantwortlichen, die sich einem haushoch überlegenen Aggressor entgegenstellen. Sie haben allemal unsere jegliche Unterstützung verdient.

Sie lehrt mich zum ersten Mal in meinem Leben Faszination vor „Helden“ im besten Sinne des Wortes wie beispielhaft vor dem ukrainischen Präsidenten Selenski und vor dem Bürgermeister von Kiew Klitschko, die stellvertretend für viele, ungeachtet ihres persönlichen Schicksals dafür sorgen werden, dass dieser feige Wicht Putin am Ende nicht gewinnen und seine Macht verlieren wird.

Aber auch Selbstzweifel treiben mich in diesen Tagen um.

Habe ich eigentlich mehr als sechs Jahrzehnte Frieden in Freiheit ausreichend zu schätzen gewusst? Haben wir genug dafür getan, ihn zu schützen und zu bewahren? Was sind wir alle, was bin ich persönlich bereit, in Zukunft dafür zu tun - auch wenn es existenziell wird?

Ich mag diese Gedanken heute Abend nicht zu Ende denken.

Lassen Sie uns in dieser Stunde wenigstens hoffen und beten, dass dieser Albtraum so schnell wie möglich zu Ende geht.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Glück auf.

(Presseinformation der Stadt Kamp-Lintfort vom 03.03.2022, www.kamp-lintfort.de)

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