Inhalt
Von Kopfbäumen, richtigen und komischen Käuzen
01.09.2009
In der Zeit vom 31.08.2009 bis zum 11.09.2009 zeigt die Stadt Kamp-Lintfort im Foyer des Rathauses die vom Kreis Wesel und von der Biologischen Station erarbeitete Ausstellung „Kopfbäume im Kreis Wesel". Hintergrund der Ausstellung ist die im Jahre 2007 parallel zu den Vorbereitungen der Biodiversitätskonferenz in Bonn (im Mai 2008) ins Leben gerufene Kampagne „Countdown 2010". Diese hat das ehrgeizige Ziel, den Rückgang an Arten und Lebensräumen bis zum Jahr 2010 europaweit zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen. Mittlerweile ist der Countdown über das kommende Jahr hinaus verlängert worden. Das Land NRW ist der Kampagne Ende des Jahres 2007 offiziell beigetreten und der Kreis Wesel beteiligt sich daran - ebenso wie circa 70 andere Partner - mit einem eigenen Projekt. Da der Kreis Wesel - hier gedeihen nicht weniger als 20.000 Kopfbäume - eine Kopfweide im Schilde (Wappen) führt, wurde folgerichtig ein Projekt zum Thema „Kopfbäume" entwickelt, der Projekt-Titel lautet "Standhaft, lebendig und bizarr - Kopfbäume im Kreis Wesel".
Im Rahmen dieses Projektes sollen die Kopfbäume im Kreis Wesel, Kopfweiden, Kopfeschen, Kopfeichen als Lebensräume bzw. wesentliche Bestandteile von Lebensräumen (zum Beispiel für den Steinkauz und eine in Nordrhein-Westfalen hochseltene und europaweit hochgefährdete Käferart namens Eremit) einerseits und als altes niederrheinisches Kulturgut andererseits wieder mehr in das Bewusstsein der Menschen gebracht werden. Der Beitrag des Kreises Wesel setzt also vor allem auf eine indirekte, langfristige Wirkung. Es geht nicht um den Schutz der Kopfbäume - deren Bestand ist durch Unterschutzstellungen in den Landschaftsplänen gesichert - auf dem Papier, sondern in den Köpfen der Menschen.
Bisher haben in diesem Zusammenhang ein Vortrag unter einem Kopfbaum und eine anschließende Kopfbaum-Exkursion sowie ein Gottesdienst zum Thema "Bewahrung der Schöpfung" (Biodiversität) stattgefunden. Zudem wurde die Wanderausstellung erarbeitet, die im Oktober und November 2008 bei der Eröffnung des NaturForums auf der Bislicher Insel und bei einer Veranstaltung mit Landesumweltminister Uhlenberg in Recklinghausen gezeigt worden ist. Gegenstand der Ausstellung sind die Kopfbäume als altes Kulturgut, als Lebensraum allgemein sowie speziell für den Steinkauz und - so auch der Titel einer Tafel - für einen „komischen Kauz unter den Käfern", den mit dem Maikäfer eng verwandten Eremiten. Letzterer kommt in NRW nur an fünf Stellen vor, zwei davon - hierbei handelt es sich zudem um die beiden landesweit größten und vitalsten Vorkommen dieser Art - liegen nicht irgendwo, sondern - in Kamp-Lintfort!
Weitere Themen der insgesamt 13 Tafeln umfassenden Ausstellung sind die Entstehung, Pflege und Förderung von Kopfbäumen sowie interessante Seitenblicke auf die deutschen und wissenschaftlichen Namen der beteiligten Baumgattungen Weide und Esche, deren vermutete und tatsächliche Heilwirkungen sowie auf die sich um Weide und Esche rankenden Mythen.
(Presseinformation der Stadt Kamp-Lintfort vom 01.09.2009, www.kamp-lintfort.de)