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Masterplan Bergwerk West
23.02.2011
Zechengebäude bieten vielfältige Nachnutzungsmöglichkeiten
Welche Gebäude in die künftige Standortentwicklung integriert werden sollen, zeigt die erste Nutzungs- und Strukturkonzeption - Vorstellung der Diskussionsgrundlage im Juni.
Mit einem Zwischenstand zur Grundlagenermittlung, vorrangigen Handlungsfeldern und -empfehlungen durch das Büro Drees & Sommer sowie den Ergebnissen der Gebäudebewertung durch das Büro Heinrich Böll Architekt befasste sich gestern der Rat der Stadt Kamp-Lintfort im Projekt Masterplan Bergwerk West.
Bürgermeister Dr. Landscheidt äußerte seine Erwartungshaltung an die Flächenentwicklung im Rahmen der Ratssitzung so: „Mit der Hochschule Rhein-Waal im Norden der Fläche und einem Logistikzentrum „Logport Niederrhein" auf dem Kohlenlager bestehen bereits sehr konkrete Nutzungsvorstellungen, die eine Klammer um die Hauptbergwerksfläche bilden". Als potenzielles Leitthema der Entwicklungen auf dem Zechengelände sieht der Bürgermeister vor allem die Geothermie. „Für die Stadt Kamp-Lintfort bietet sich gerade jetzt die einmalige Chance, ein innovatives und gleichermaßen nachhaltiges Energieprojekt auf dem Zechengelände zu realisieren. Die Versorgung der Hochschule mit Geothermie und insbesondere auch deren Verknüpfung zur Forschung und Lehre kann dabei als Pilotprojekt fungieren." Für die Hauptbergwerksfläche selbst ermittelt bzw. verifiziert Drees & Sommer derzeit die Bedarfe verschiedener Nutzungsarten.
Neben der Entwicklung eines Nutzungs- und Strukturkonzeptes für das gesamte Zechenareal stellen sich Stadt und RAG auch die Frage, welche Gebäude aufgrund ihrer städtebaulichen Bedeutung und Möglichkeit zur Umnutzung erhaltenswert sind und einen Impuls für die Flächenentwicklung geben können.
Auf dem Zechenareal gibt es eine Vielzahl von Gebäuden unterschiedlichster Bauart und Typologie. Aufgabe des Büros Heinrich Böll Architekt war es, in einem ersten Schritt für eine breite Auswahl an Gebäuden eine Bestandsbewertung durchzuführen und nutzungsunabhängige Aussagen zur städtebaulichen Situation, Gebäudetypologie, Belichtung und Erschließung zu formulieren.
In einem zweiten Schritt wurden die Nutzungspotenziale beurteilt. Die Spanne der betrachteten Nachnutzungen reicht von einer gewerblichen Nutzung im Sinne von Produktion/Handwerk, über die Nutzungstypen Büro/Verwaltung, Wohnen (einschl. Studentenwohnen) bis hin zu weiteren, speziellen Nutzungstypologien.
Grundsätzlich, betont Architekt Achim Pfeiffer, konnten drei Gebäudegruppen identifiziert werden: neben einem Kernbereich, welcher im Wesentlichen die historischen Gebäuden entlang der Friedrich-Heinrich-Allee umfasst, eine Gebäudegruppe der Ausbildung sowie eine dritte Kategorie mit Einzel- und Sondergebäuden. In letztgenannte Kategorie fallen u.a. Gebäude wie das Schalthaus und der Schacht.
Am Beispiel der Lohnhalle, für die bereits mehrfach insbesondere kulturelle Nutzungsvorstellungen geäußert wurden, erläuterte Achim Pfeiffer, dass eine kulturelle Nachnutzung zwar für jedes der untersuchten Gebäude grundsätzlich denkbar sei, jedoch erfahrungsgemäß keine wirtschaftliche Nachnutzung darstellt. Die Priorität in der Einschätzung einer geeigneten Nachfolgenutzung wurde daher für die gesamte Analyse nicht auf Kultur als Hauptnutzung gelegt. „Das repräsentative Erscheinungsbild und der Haupteingang im Ensemble entlang der Friedrich-Heinrich-Allee stellen eine gute Voraussetzung für eine Büronutzung dar", führt Achim Pfeiffer weiter aus, „auch wenn die Lohnhalle derzeit unter einem schlechten Verhältnis von Nutzfläche zu Gebäudevolumen leidet, was durch den großen Hallenraum im Zentrum der anliegenden Büroflächen begründet ist."
Aufgrund der unterschiedlichen Gebäudetypologien - Geschossbau, kleine/große Hallen, Maschinenhallen, Sondertypen - stellt sich auch das Nachnutzungspotenzial entsprechend diversifiziert dar. Angesichts des repräsentativen Erscheinungsbildes und der guten Erschließungssituation ist eine erstklassige Adressbildung für eine Vielzahl der Gebäude sehr gut möglich. Nun ist es die Aufgabe von Drees & Sommer, die Erkenntnisse aus der Untersuchung des Büros Böll in das Gesamtkonzept zur Revitalisierung der Fläche einfließen zu lassen.
In den kommenden Wochen werden wichtige Prämissen für das in mehreren Varianten zu erarbeitende Strukturkonzept und die Wirtschaftlichkeitsberechnung mit Stadt und RAG abgestimmt.
Neben den Ergebnissen zur Gebäudebewertung werden u.a. noch die Machbarkeitsstudie zur Niederrheinbahn sowie die Gesprächsergebnisse zur Logistikansiedlung auf dem Kohlenlagerplatz Berücksichtigung im Gesamtkonzept finden.
(Presseinformation der Stadt Kamp-Lintfort vom 23.02.2011, www.kamp-lintfort.de)