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Entscheidende Projektfortschritte zum Masterplan Bergwerk West

18.10.2011

Entscheidende Projektfortschritte zum Masterplan Bergwerk West. Grundlagenermittlung und Machbarkeitsstudie zur Niederrheinbahn vorgestellt. Jetzt geht es an die Vertiefung der Planungsaufgabe.

Die Gutachter der Drees & Sommer Infra Consult und Entwicklungsmanagement GmbH sind zum Abschluss der Grundlagenermittlung davon überzeugt, dass neben den im Vorfeld gesetzten Entwicklungsvorgaben wie der Schienenanbindung und des interkommunalen Logistikstandortes eine Vielzahl von weiteren Entwicklungsansätzen bestehen, die zum Erfolg der Flächenentwicklung beitragen können. Hierzu zählen insbesondere der Erhalt und die Umnutzung von stadtbildprägenden Gebäuden entlang der Friedrich-Heinrich-Allee, die Ausweitung von Wohnangeboten, hochwertige Grün- und Freiflächen entlang der Großen Goorley sowie beispielsweise der Ausbau und die imagefördernde Platzierung der Kooperationen zwischen der lokalen Wirtschaft und der Hochschule Rhein-Waal. Diese Reihe von Potenzialen kann dazu beitragen, die Standortvorteile bekannt zu machen und zu einer erfolgreichen Entwicklung des heutigen Zechengeländes führen.

Auf einer Entwicklungsfläche von insgesamt 86,4 Hektar an bisherigen Betriebsflächen sowie Arrondierungsflächen besteht nach Aussage der Gutachter die Möglichkeit, stadträumliche Qualitäten zu erhöhen und in den Bereichen Wohnen und Arbeiten neue Impulse zu schaffen, welche die Attraktivität Kamp-Lintforts in der Region nachhaltig fördern können. Insbesondere bietet das Zechengelände durch seine zentrale Lage im Stadtgefüge mit Nähe zur Hochschule und zur Innenstadt vielfältige Entwicklungschancen. "Es gilt, modellhafte Projekte und Alleinstellungsmerkmale für das Gesamtprojekt zu entwickeln, um es für Bürger, Nutzer und Investoren attraktiv zu machen", erläutert Projektleiter Frank Bornmann. "Zudem ist es unerlässlich, für alle Beteiligten verbindliche Rahmenbedingungen zu schaffen".

Nachnutzungskonzept spiegelt vielfältige Entwicklungsansätze wieder

Drees & Sommer sieht vordringlich Potenziale für die Ansiedlung von Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor, Wohnen und klassischem, produzierendem Gewerbe neben der für den Kohlenlagerplatz vorgesehenen Logistiknutzung. Der Bedarfsansatz an zusätzlicher Wohnbaufläche von Drees & Sommer kann vor allem mit einer Erweiterung des Angebotsspektrums begründet werden. Vorstellbar sind hier Angebote für bestimmte Zielgruppen, beispielsweise für die Nachnutzung einzelner Zechengebäude im Sinne von Loftwohnen. Für das klassische, produzierende Gewerbe empfiehlt Drees & Sommer interkommunale Zusammenarbeit sowie Konzepte in Zusammenhang mit den Lehr- und Forschungsinhalten der Hochschule. Der Bedarf für Mischnutzungen im Bereich des Büro- und Dienstleistungsgewerbes ist aus aktuellen Entwicklungen zu generieren. Auch hier sind Unternehmen aus hochschulaffinen Branchen (z.B. Energie, Umwelt, Logistik, Medien- und Kommunikationsinformatik) zu bevorzugen. Es wird ein hohes Potenzial in den Bestandsgebäuden gesehen.

Diese Überlegungen finden Eingang in die Entwurfsidee, entlang der Friedrich-Heinrich-Allee mit einem Nutzungsmix aus Dienstleistungsgewerbe und anteiligem Wohnen zu planen. Weitere Gewerbeflächen sollen im Süden der Zeche angeboten werden. Entlang der Großen Goorley soll eine großzügige Freiraumachse mit Öffnung zur Friedrich-Heinrich-Allee entstehen. Eingefasst werden diese Planungen durch die bestehenden Entwicklungen im Norden der Fläche (Hochschule, Einkaufszentrum EK 3), der Berücksichtigung der Bahnlinie sowie eines interkommunalen Logistikstandortes im Süden.

Gutachten zur Niederrheinbahn bestärkt Hoffnungen auf Bahnanschluss. Planer geben sich zuversichtlich.

Eine wesentliche Zielsetzung aus stadtentwicklungspolitischer Sicht stellt der Erhalt der Werksgleise und die Neunutzung für den Schienenpersonennahverkehr ("Niederrheinbahn") mit einem Kopfbahnhof in Zentrumsnähe dar. Aufgrund der Änderungen einiger Rahmenbedingungen (z.B. Schließung des Bergwerks West, verändertes Fahrgastpotenzial durch die Hochschule Rhein-Waal) bestand die Notwendigkeit, die Planung der Niederrheinbahn neu darzustellen und an die stark geänderten Rahmenbedingungen anzupassen.

Die Gutachter bewerteten verschiedene Betriebsvarianten; nur Personenverkehr sowie Mischverkehr mit Mehrzug- und Einzugbetrieb (Güter). Kai Pachan vom Büro für Verkehrs- und Stadtplanung zieht das Fazit: "Die Umsetzung aller drei betrachteten Betriebsvarianten ist möglich und sinnvoll." Konkret besteht also die Chance, dass schon in wenigen Jahren eine Regionalbahn von Duisburg über Moers nach Kamp-Lintfort verkehrt. Diese attraktive Bahnverbindung würde nicht nur den auswärtigen Studierenden den Weg zur Hochschule Rhein-Waal erleichtern, sondern auch vielen Pendlern aus dem Raum Kamp-Lintfort eine Alternative zum Auto bieten.

Die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur beziffern die Gutachter je nach Variante einmalig mit 6-8 Millionen €. U.a. führt das stark gestiegene Fahrgastpotenzial auf knapp 3.100 Personen/Tag in der Wirtschaftlichkeitsberechnung zu einem deutlich besseren Saldi der Einnahmen/Ausgaben mit rund 0,7 Millionen € als in den bisherigen Berechnungen pro Betriebsjahr. Dies ist im Vergleich zu anderen Strecken und vor dem Hintergrund der weitreichenden Zuschussbedürftigkeit im öffentlichen Personennahverkehr ein relativ geringes Defizit. Gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr sowie dem Verkehrsministerium müssen nun die nächsten Schritte eingeleitet werden.

Vertiefung der Planungsaufgabe im nächsten Jahr

Die Ergebnisse der Grundlagenermittlung bilden die Basis für das weitere Planungsverfahren im Projekt Masterplan Bergwerk West. Mit der Vorbereitung eines Wettbewerbs zur Vertiefung der Planungsaufgabe ist das Büro Scheuvens+Wachten beauftragt worden.

Eine intensive und breit angelegte Beteiligung der Öffentlichkeit sowie eine aktive und frühzeitige Einbindung aller relevanten Akteure ist Bestandteil dieses Verfahrens und wird sowohl von der Stadt als auch von der RAG Montan Immobilien GmbH mit Vehemenz betrieben. "Wir wollen gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern Veränderungen und Wandel gestalten" bilanziert Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt.

Bürger sollen mitdiskutieren können

Zur ersten öffentlichen „Arena", Auftakt einer Veranstaltungsreihe zur Nachfolgenutzung für das Bergwerk West, laden Bürgermeister und RAG Montan Immobilien GmbH daher am 28. November 2011 gemeinsam in die Lohnhalle des Bergwerks West ein. Hier besteht die Möglichkeit, sich über den Planungsstand und das weitere Verfahren zu informieren sowie mit weiteren BürgerInnen, Experten und Stadtplanern ausführlich zu diskutieren. Im Vorfeld der Veranstaltung wird die erste Projektzeitung aufgelegt und allen Haushalten zugestellt.

Neben dieser klassischen Beteiligungsform werden weitere Beteiligungsmöglichkeiten im Internet unter dem Motto „Masterplan Bergwerk West 2.0" angeboten. Hierzu zählen erstmalig die Kommunikation über Facebook sowie das Angebot einer elektronischen Bürgerbeteiligung in Form eines Forums, um diejenigen Bürgerinnen und Bürger einzubinden, die sich eher im Internet als über die Tageszeitung informieren. Das Forum zum Masterplan erreichen Sie direkt unter forum.kamp-lintfort.de oder über die Site zum Masterplan www.kamp-lintfort.de/masterplan.

(Presseinformation der Stadt Kamp-Lintfort vom 18.10.2011, www.kamp-lintfort.de)