Inhalt
"...dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“ (Heinrich Heine)
08.05.2014
Interaktive Ausstellung im Gedenken an Bücherverbrennungen in der Stadtbücherei Kamp-Lintfort
Am 10. Mai jährt sich der Tag der Bücherverbrennung zum 81. Mal. Diese "Aktion wider den undeutschen Geist" kurz nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 fand in 93 Städten statt und ist Ausdruck einer organisierten und systematisch vorbereiteten Verfolgung jüdischer, marxistischer und pazifistischer Literaturschaffender.
Auch in Kamp-Lintfort wird mit verschiedenen Aktionen an die Ereignisse und vor allem an die verfemten Schriftstellerinnen und Schriftsteller erinnert. Die Stadtbücherei Kamp-Lintfort zeigt aus diesem Anlass in Kooperation mit LesArt und der UNESCO-Schule vom 08. bis 15. Mai die interaktive Ausstellung "Bücher aus dem Feuer". "Wir wollen zeigen, was heute noch im Grundbestand fehlen würde, hätte der Nationalsozialismus kein Ende gefunden", erläutert Stadtbücherei-Leiterin Katharina Gebauer zum Auftakt der verschiedenen Aktionen. Einige Werke der durch das dritte Reich verfemten Literaturschaffenden sind daher aus den Regalen herausgezogen und in der Q-thek ausgestellt. "Die intellektuelle Leere, die entstanden wäre und ja auch entstanden ist, wird dadurch für den Betrachter räumlich fassbar", so Gebauer. Die Regale bleiben allerdings nicht einfach leer, sondern werden akustisch gefüllt. Der Verein LesART hat in Zusammenarbeit mit dem Religionskurs der UNESCO-Schule eine Hörinstallation konzipiert. Werke von Heinrich Heine, Kurt Tucholsky, Mascha Kaléko, Alfred Döblin und Ödön von Horvárth laufen in einer Dauerschleife "vom Band" und erscheinen als leises Wispern aus verschiedenen Ecken der Stadtbücherei. Die Schülerinnen und Schüler haben außerdem die Schicksale von diesen und weiteren Autorinnen und Autoren auf großen Plakaten dargestellt. Darüber hinaus werden sie an einem Nachmittag für andere Schülerinnen und Schüler in der UNESCO-Schule aus den Werken vorlesen. "Uns war wichtig, das Thema "Bücherverbrennung" auf verschiedene Arten erlebbar zu machen und so den "verbrannten Dichterinnen und Dichtern" eine Stimme zu geben", sagt Lehrerin Tanja Junkers, die das Projekt leitet.
Auch die Auszubildenden der Stadtbücherei steuern ihren Teil zu der Ausstellung bei. Sie haben sich mit der Rolle beschäftigt, die damals die Volksbüchereien bei dieser Aktion eingenommen haben. Das Ergebnis ist eine kleine Präsentation, die in der Screenbox der Q-thek abläuft.
Impulsgeber dieser Aktionen ist Hinrich Kley-Olsen vom Neuen evangelischen Forum Kirchenkreis Moers, der sich schon seit einigen Jahren zum Gedenktag der Bücherverbrennung engagiert. In diesem Jahr konnte er mit Dr. Jan-Pieter Barbian, dem Leiter der Stadtbibliotheken Duisburg, einen Experten zum Thema "Bücherverbrennungen 1933" als Referenten gewinnen. Barbian wurde über die Literaturpolitik der Nationalsozialisten promoviert. Der Vortrag beginnt am Freitag, dem 09. Mai um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei. Der Eintritt kostet regulär 4 Euro, für Schüler, Studenten etc. ermäßigt 2 Euro. Karten nur an der Abendkasse.
Engagieren sich wider das Vergessen (v.l.n.r.): Tanja Junkers, Katharina Kassmann (beide UNESCO-Schule), Hinrich Kley-Olsen (Neues evangelisches Forum) und die Schülerinnen und Schüler der UNESCO-Schule.
(Presseinformation der Stadt Kamp-Lintfort vom 08.05.2014, www.kamp-lintfort.de)
Kontakt
Frericks, Yvonne
Telefon: 0 28 42 / 9 27 95-21
E-Mail:
yvonne.frericks@kamp-lintfort.de